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Kommerzialisierung

Wirtschaftliche Überlagerung des Fußballsports

Fußball befindet sich in einem kontinuierlichen Wandel. Das „Produkt Fußball“ ist angekommen in den unendlichen Weiten des Abstrakten. Spieler, die für 220 Millionen Euro den Verein wechseln, Marketingprodukte abseits jeglichen guten Geschmackes oder unbezahlbare Stadionbesuche sind das Ergebnis der dauerhaft gemolkenen Kuh.

Gewinnmaximierung steht über allem, solange sich etwas rentiert, wird es bis zum letzten Tropfen ausgeschlachtet und ist es noch so abwegig. Helene Fischer tritt zwischen Pistengaudi und ZDF-Dauerschleife beim DFB Pokalfinale auf, eine chinesische U20 Nationalmannschaft spielt dank finanzieller Bonbons in der 4. Liga und der gemeine Fußballfan erwirbt sich drei Premium-Fernseh-Abos um seinem Verein die Treue halten zu können.

Es gibt unzählige Beispiele die zeigen, dass der Fußball immer mehr von wirtschaftlichen Interessen überlagert wird. Vor allem im Profifußball ist festzustellen, dass sich dieser in seinem Selbstbild mehr und mehr als Wirtschaftszweig betrachtet. Dazu kommt eine zunehmende Zahl an Akteuren, die versucht aus dem Sport Profit zu schlagen.

In der Präambel der DFB-Satzung heißt es zur Rolle des DFB: „Er trägt die Gesamtverantwortung für die Einheit des deutschen Fußballs. Der DFB handelt in sozialer und gesellschaftspolitischer Verantwortung und fühlt sich in hohem Maße dem Gedanken des Fair Play verbunden.“ Wir fordern vom DFB, aber auch von der DFL und den Vereinen, dass sie ihrer sozialen und gesellschaftspolitischen Verantwortung gerecht werden. Dazu muss der Sport wieder in den Mittelpunkt gestellt und die wirtschaftliche Überlagerung begrenz werden. Aus Sicht der Fanszenen, soll dies unter anderem durch die Umsetzung der folgenden Punkte geschehen:

Langfristiger Erhalt der 50 + 1 Regel

Vereine sind die Grundlage des gesellschaftlichen Miteinanders in Deutschland. Sie sind Basis für die Vermittlung von Werten, einem geregelten, sozialen Miteinander und Orte der basisdemokratischen Teilhabe. Während die Voraussetzung für die Teilnahme am Wettkampfspielbetrieb im Amateurfußball die Mitgliedschaft in einem Verein ist, verkehrt sich dieses an der Spitze des deutschen Fußballs. Der Wettbewerb von Kapitalgesellschaften ist hier zur Norm geworden. Die letzte Festung zur Wahrung des gemeinschaftlichen Gedankens beim Sport bildet im Fußball die 50 + 1 Regel.

Wir fordern:

  • Die 50+1 Regel muss erhalten bleiben und konsequent umgesetzt werden. Dafür muss sie so gestaltet werden, dass sie vor Gericht Bestand hat und die Verbände nicht erpressbar sind.

Begrenzung der Einflussnahme von Investoren

Trotz bestehender 50+1 Regel, wächst auch in Deutschland der Einfluss von Investoren, die vornehmend wirtschaftliche Interessen verfolgen, stetig. Der Blick in andere europäischen Ligen zeigt, dass mit der steigenden Einflussnahme von Investoren, Gefahren für die gesellschaftliche Verantwortung des Sports einhergehen.

Nicht nur Mehrfachbeteiligungen im deutschen Fußball, stellen die Integrität und die Glaubwürdigkeit des sportlichen Wettbewerbs infrage. Internationale Unternehmen, wie beispielsweise die „City Football Group“, die Anteile an Vereinen verschiedenster Ligen halten, erhalten Vorteile gegenüber Clubs, die nur in ihrem nationalen Wettbewerb aktiv sind. Mit RB Leipzig hat sich bereits ein Club in Deutschland solche Vorteile erarbeitet.

Es ist Zweck und Aufgabe des DFB, nach § 4 seiner Satzung, „die Integrität des sportlichen Wettbewerbs zu gewährleisten und hierzu alle notwendigen wettbewerbssichernden Maßnahmen zu treffen“.

Wir fordern daher:

  • Ein Verbot von Mehrfachbeteiligungen im deutschen Fußball.
  • Die Erarbeitung eines Konzepts zum Verbot von Investoren, die bereits Anteile an ausländischen Vereinen halten.

Financial Fairplay in Deutschland und in der UEFA konsequent umsetzen

Financial Fairplay wurde vor einigen Jahren als sinnvolle und notwendige Regel eingeführt. Leider wird das gut gemeinte Anliegen weder konsequent umgesetzt, noch ist das Regelwerk deutlich genug formuliert. Verhältnisse wie bei Paris St. Germain, wo katarische Clubbesitzer über Hintertüren die Regeln des sportlich fairen Wettbewerbs ad absurdum führen, können nicht im Sinne des deutschen Fußballs sein.

Wir fordern:

  • Der DFB soll sich bei der UEFA für eine konsequente Umsetzung des Financial Fairplay einsetzen. Das Regelwerk muss wo nötig angepasst und Lücken geschlossen werden. Umgehungsgeschäfte dürfen nicht weiter geduldet werden.
  • Es ist ein Konzept zu erarbeiten, wie die Grundprinzipien von Financial Fairplay zur Lizenzierungsvoraussetzung in den ersten drei Ligen werden.

Internationale Wettbewerbsfähigkeit durch strenge UEFA-Regelungen sicherstellen

Der sportliche Erfolg treibt alle Vereine an. Es ist daher nachvollziehbar, dass die Bundesliga auch international wettbewerbsfähig sein möchte. Durch den Erfolg der Bundesligisten in den internationalen Wettbewerben kann auch eine positive Strahlkraft für den Fußballsport im Allgemeinen entstehen. Leider müssen für den Erhalt der internationalen Wettbewerbsfähigkeit immer wieder Schritte gegangen werden, die von einem Großteil der deutschen Fußballfans kritisch gesehen werden und die gesellschaftliche Verantwortung des Profifußballs in Deutschland schwächen. Dass diese Meinung deutlich über die aktiven Fankurven hinausgeht, zeigt nicht zuletzt die Situationsanalyse Profifußball 2017 des FC Play Fair.

Was haben die Fußballfans davon, wenn sich niemand mehr die Spiele im Stadion ansehen kann, da es pro Spieltag sieben verschiedene Anstoßzeiten gibt, teilweise auch unter der Woche. Auf diese Weise entzieht sich der Fußball seiner gesellschaftlichen Verantwortung bzw. wird diese nur noch im unterbezahlten Amateurbereich gelebt.

Dass der deutsche Fußball immer weitere Opfer bringen muss, um international wettbewerbsfähig zu bleiben, ist für uns ein klares Indiz für mangelnde internationale Regelungen, die die wirtschaftliche Überlagerung des Sportes begrenzen.

Wir fordern:

  • Der DFB muss sich bei der UEFA und FIFA konsequent zur gesellschaftlichen Verantwortung des Fußballs bekennen. Satzung und Ethik-Kodex müssen von den Verantwortlichen ernst genommen werden. Der DFB muss Initiator für neue internationale Regelungen sein, die den Fußballsport stärken und Akteure, die lediglich wirtschaftliche Interessen verfolgen, schwächen.

Fußball muss bezahlbar sein

Fußball galt lange Zeit als Schmelztiegel gesellschaftlichen Miteinanders. Doch u. a. die Eintrittspreise in den höchsten Ligen, die ungezügelt immer weiter steigen, gefährden dieses Miteinander.

Wir fordern:

  • Zusammen mit Fanvertretern und Vereinen sollen verbindliche Regeln erarbeitet werden, um langfristig sozialverträgliche Eintrittspreise für Stehplätze zu garantieren

Integrität des Wettbewerbs sicherstellen

Die Schere zwischen wenigen Proficlubs und den übrigen Vereinen geht immer weiter auseinander. Dies betrifft in erster Linie die Amateure, fängt aber bereits beim Unterschied zwischen 1. und 2. Bundesliga an.

Wir fordern:

  • Der DFB muss seine „Gesamtverantwortung für die Einheit des deutschen Fußballs“ ernst nehmen und die Integrität des Wettbewerbs sicherstellen. Die Schere zwischen wenigen Proficlubs und den übrigen Vereinen darf nicht weiter auseinandergehen, sondern muss sogar wieder etwas geschlossen werden. Hierfür hat der DFB geeignete Maßnahmen zu erarbeiten.
Videobeweis abschaffen
 
Fußball ist so simpel und doch so schön. Man braucht dazu nicht viel: einen Platz, einen Ball und zwei Tore. Die Regeln sind weltweit identisch. Ob auf dem Bolzplatz, in der Kreisklasse oder in den Profiligen – überall wird dieselbe Sprache gesprochen: die des Fußballs. Das Hinzuziehen des Videoschiedsrichters spaltet nun unseren Sport. Der Profifußball entfernt sich immer weiter von seiner Basis.
 
Der Videobeweis soll mit Verweis auf den hohen Kapitaleinsatz in der Bundesliga für gerechtere Entscheidungen sorgen. Tatsächlich führt er mitunter zu grotesken Situationen. So wurde in der letzten Saison ein vom Feld gestellter Spieler aus der Kabine zurück auf den Platz geholt und ein Elfmeter wurde nach dem Halbzeitpfiff ausgeführt. Befürworter des Videobeweises rechtfertigen dies mit dem Verweis auf die mögliche Korrektur falscher Entscheidungen und wollen, durch die Möglichkeit diese zurückzunehmen, ein Mehr an Gerechtigkeit ausgemacht haben. Dabei wird aber ausgeblendet, dass auch nach Konsultation des Videoschiedsrichters bereits fragwürdige Entscheidungen getroffen wurden und sich die Diskussion dahingehend verlagert, wo der Videoschiedsrichter noch überall hätte eingreifen müssen. Ob es also tatsächlich ein Mehr an Gerechtigkeit gibt, ist mehr als fraglich.
 
Wir fordern:
 
• Die Anerkennung der Tatsache, dass Schiedsrichterentscheidungen unmittelbar auf dem Platz getroffen werden müssen und eben subjektiv sind. Ein Zustand objektiver Gerechtigkeit ist in einem komplexen und dynamischen Spiel wie Fußball schlicht unmöglich.
• Der Videobeweis muss umgehend abgeschafft werden. Der Eindruck fremdgesteuerter Schiedsrichter, nicht mehr nachvollziehbare Abläufe auf dem Platz und damit unter Vorbehalt gestellte Emotionen gefährden den Sport und das Stadionerlebnis mehr als es eine einfache Schiedsrichterfehlentscheidung jemals könnte.